EX-IN ist die Abkürzung für „Experienced-Involvement“ und lässt sich mit „Beteiligung von Erfahrenen“ übersetzen. Das Kernstück des EX-IN-Projektes in Freiburg ist dabei der EX-IN-Kurs, der psychiatrieerfahrene Menschen dazu befähigt als GenesungsbegleiterInnen im Bereich der Psychiatrie bezahlt zu arbeiten. Der Grundgedanke ist, dass Menschen mit ähnlichen Erfahrungen sich auf besondere Weise unterstützen können. Für die Psychiatrie bedeutet das, dass durch die zusätzliche, ergänzende Perspektive der psychiatrieerfahrenen GenesungsbegleiterInnen die Qualität der psychiatrischen und psychosozialen Hilfen erhöht wird. GenesungsbegleiterInnen können je nach individueller Neigung und Eignung im Prinzip in allen psychiatrischen und psychosozialen Einrichtungen eingesetzt werden. Im Jahre 2005 wurde EX-IN als europäisches Projekt in 6 Ländern gestartet und gemeinsam ein Curriculum entwickelt. Inzwischen werden in etwa 35 deutschen Städten EX-IN-Kurse angeboten. Das EX-IN-Projekt in Südbaden wird vom Sozialpsychiatrischen Dienst Freiburg in gemeinsamer Trägerschaft des Caritasverbandes Freiburg-Stadt e.V. und des Diakonischen Werkes Freiburg in Zusammenarbeit mit Selbsthilfe mit Köpfchen e.V. durchgeführt. Gefördert wird EX-IN Südbaden hauptsächlich durch Aktion Mensch. Die eigene Erfahrung der Teilnehmenden mit schweren psychischen Krisen ist der Ausgangspunkt für die weitere Qualifizierung. Das Konzept des Kurses ist es, diese Erfahrung mit dem Fokus auf die spätere Tätigkeit zu reflektieren und dabei verschiedene Methoden und Ansätze der Psychiatrie kennen zu lernen. Es wird nicht in erster Linie theoretisches Wissen vermittelt, sondern anhand praktischer Übungen, Gruppenarbeit und Rollenspielen werden die Teilnehmenden zu GenesungsbegleiterInnen qualifiziert.
Im EX-IN-Kurs wird den Teilnehmenden eine Haltung vermittelt, die sich aus den Konzepten Recovery, Empowerment, Trialog und Salutogenese ableitet. Diese optimistischen, stärkenden und genesungsorientierten Sichtweisen führen bei den Teilnehmenden häufig zu persönlicher Entwicklung und zusätzlicher Befähigung psychisch belastete Menschen zu unterstützen.
In Südbaden hat man sich für ein „erweitertes“ Konzept entschieden. Das heißt, neben dem EX-IN-Kurs wurden sogenannte Recoverykurse konzipiert, bei denen an drei aufeinander folgenden Wochen im Rahmen eines wöchentlichen Termins à 3 Stunden entsprechend dem Recoveryansatz den Teilnehmenden Impulse für ihren weiteren Genesungsweg gegeben werden. Hauptsächlich in praktischen Übungen, werden sie ähnlich dem EX-IN-Kurs, mit den optimistischen und Mut machenden Ideen von Recovery niederschwellig vertraut gemacht. Angesprochen werden dabei psychiatrieerfahrene Menschen, die sich (noch) in der Stabilisierungsphase befinden und (noch) nicht die Kraft und das Durchhaltevermögen für den EX-IN-Kurs haben. Bisher wurden mit sehr guter Resonanz Kurse in den Landkreisen Emmendingen, Lörrach, Breisgau-Hochschwarzwald und der Stadt Freiburg durchgeführt. Teilweise fanden auch schon mehrere Kursnachtreffen statt.
Eine weitere Spezialität von EX-IN Südbaden sind die 2 selbst entwickelten Erweiterungsmodule, die freiwillig besucht werden können. In diesen beiden Modulen werden den Teilnehmenden die Lebenswelten von psychisch erkrankten wohnungslosen Menschen, psychisch erkrankte Migranten und geflüchtete Menschen, psychisch erkrankte Menschen mit einer Suchtproblematik und psychisch erkrankte Eltern und ihren Kindern nahegebracht werden. Dadurch werden die Qualifikation der GenesungsbegleiterInnen und deren Einsatzmöglichkeiten erweitert.
Der EX-IN-Kurs dauert etwa eineinhalb Jahre, besteht aus 12+2 Modulen, die monatlich Freitag bis Sonntag durchgeführt werden. Im Kurs 2018/2019 lagen die Kosten bei 180,00 € pro Modul. Es ist geplant Anfang 2020 einen weiteren EX-IN-Kurs anzubieten, dessen Kursgebühren noch nicht endgültig feststehen. In diesem Anschlussprojekt werden auch wieder die Erweiterungsmodule, und die Recoverykurse angeboten. Zusätzlich werden Recovery-Schulungen für Psychiatrie-Fachpersonen entwickelt und durchgeführt. Somit ist Recovery ein weiterer thematischer Schwerpunkt des Anschlussprojektes.
Anfang Juli 2019 wird der aktuelle Kurs mit einer Abschlussfeier beendet.